Mittwoch, 27. Januar 2016

Campground oder nicht...?

Campground oder nicht?

von Elke Schlotmann

In Blue River am Highway 5 erhielten wir Ende April eine besondere Kostprobe kanadischer Gastfreundschaft.

Da wir an diesem Tag bereits eine anstrengende Wanderung hinter uns hatten, suchten wir lediglich einen Stellplatz für die Nacht. Also fuhren wir in dem kleinen Örtchen Blue River in British Columbia herum und fanden einen Parkplatz am Ufer eines kleinen Sees. Wir setzten uns mit unseren Kaffeetassen bewaffnet ans Ufer und genossen die Stille. Was wir allerdings übersehen hatten war die Bahnlinie, die direkt neben der Stelle verlief, an der wir unseren Camper so vermeintlich ruhig geparkt hatten. Plötzlich ertönte ein sehr lautes tuten, und als wir uns umdrehten, rauschte ein unglaublich langer Güterzug geräuschvoll an uns vorbei. Er tat das mit solchem Tempo, dass der gesamte Camper vom Fahrtwind wackelte! Es war wohl doch keine so gute Idee, genau dort übernachten zu wollen. Wir lachten bei der Vorstellung, dass uns das erst mitten in der Nacht unsanft aufgefallen wäre, und beschlossen, dann doch lieber auf den Campground zu fahren.
Campground
Als wir dort eintrafen, waren wir die ersten und einzigen Gäste. Der Besitzer war sichtlich erfreut über Besucher und bemühte sich sehr, uns alles so angenehm wie nur möglich zu machen. Wir hätten auch Feuerholz kaufen können, da wir aber doch recht müde waren, lehnten wir dieses Angebot dankend ab und trollten uns, um zu duschen und dann schlafen zu gehen.
Da hatten wir die Rechnung aber ohne den Campgroundbesitzer gemacht! Kurze Zeit später klopfte es an der Tür, und da stand er, den Arm voller Feuerholz. Es könnte doch nicht angehen, dass wir an einem so schönen Abend ohne Campfire sein wollten! Also hatte er beschlossen, uns das Feuerholz zu schenken, vorausgesetzt, ich würde die Späne zum anfeuern selbst schlagen. Während er das sagte, hielt er mir grinsend eine Axt mit einem unglaublich langen Stiel entgegen – ich glaube, damit hätte ich einen mittelgroßen Baum fällen können. Er hatte so viel Spaß dabei, dass ich einfach nicht nein sagen konnte. Also griff ich nach der Axt und schlug zu seinem (und ehrlich gesagt auch meinem eigenen!) Erstaunen damit in kürzester Zeit schöne, schmale Holzspäne aus einem großen Scheit. Er schlug mir anerkennend auf die Schulter, wobei ich ordentlich in die Knie ging, und meinte dann, anscheinend seien wir ja durchaus bewandert im Feuer machen, also könnte er uns jetzt erst einmal allein lassen, er würde später noch einmal vorbei schauen. Das tat er dann auch – mit einem Sixpack Bierdosen bewaffnet.

Und so saßen wir an diesem Abend zu dritt gemütlich am Campfire, erzählten uns Geschichten und lachten viel. Am Ende war es, als ob wir uns schon ewig kennen würden, und wir haben diesen Abend wirklich sehr genossen.

Campfire
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